Sudeten

Sudeten
Su|de|ten <Pl.>:
Gebirge in Mitteleuropa.

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Sudeten,
 
polnisch und tschechisch Sudety [polnisch su'dɛti, tschechisch 'sudɛti], Mittelgebirgssystem in Mitteleuropa, zwischen dem Elbsandsteingebirge im Nordwesten und der Mährischen Pforte im Südosten, in Deutschland (Sachsen), Polen und der Tschechischen Republik, etwa 230 km lang und 30-60 km breit, höchste Erhebung ist die Schneekoppe (1 602 m über M.) im Riesengebirge. Die Sudeten wurden während der sudetischen Phase der variskischen Gebirgsbildung gefaltet, danach im Mesozoikum zu Rumpfschollen abgetragen und im Zusammenhang mit der alpidischen Gebirgsbildung im Tertiär erneut emporgehoben, dabei besonders im mittleren Teil in mehrere Schollen zerbrochen. Das Gebirge ist aus Graniten und kristallinen Schiefern aufgebaut, eingelagert sind sedimentäre Gesteinsschichten sowie Ergussgesteine (Basalte, Porphyre, Melaphyre) eines bis ins Pleistozän anhaltenden Vulkanismus. Durch tertiäre Brüche entstanden die zum Teil steil abfallenden Außenränder, besonders zum schlesischen Vorland in Polen; flacher dagegen ist die Abdachung zur böhmischen Seite. Für die Sudeten sind eingeebnete Kammflächen charakteristisch, die von Härtlingen (z. B. Schneekoppe) überragt werden. Teilweise wurde der Gebirgskamm während der diluvialen Vereisung glazial überformt (besonders im Riesen- und Altvatergebirge). Entlang tektonischer Störungslinien treten Mineralquellen zutage.
 
Die Sudeten werden in West- und Ostsudeten gegliedert. Die Westsudeten setzen im Nordwesten mit dem Lausitzer und Zittauer Gebirge ein, an das am Südwestrand der Jeschken anschließt. Nach Südosten folgen Isergebirge und Riesengebirge; beide umschließen im Westen und Süden den Hirschberger Kessel, den nach Norden das Bober-Katzbach-Gebirge, nach Osten der Landeshuter Kamm abschließen. Im weiteren Verlauf des Gebirgszuges öffnet sich die in mehrere Einzelbecken gegliederte Innersudetische Mulde (südöstlicher Teil: Glatzer Kessel), die fast allseits von Gneismassiven, dem Glatzer Bergland, umrahmt wird; dieses umfasst Heuscheuer, Riesengebirge, Eulengebirge, Glatzer Bergland, Adlergebirge, Habelschwerdter Gebirge und Reichensteiner Gebirge; vielfach werden Letztere mit Heuscheuer und Waldenburger Bergland (in oberkarbonischen Schichten bedeutende Kohlenflöze, die Grundlage der hiesigen Industrie sind) auch als Mittelsudeten bezeichnet. Die Ostsudeten umfassen v. a. das Altvatergebirge (Hohes Gesenke) und die südöstlich anschließende Rumpfflächenlandschaft des Niederen Gesenkes. In den Sudeten entspringen u. a. Lausitzer Neiße, Bober und Glatzer Neiße (zur Oder), Elbe sowie March (zur Donau).
 
Das Klima der Sudeten zeichnet sich durch kühle Sommer (Julimittel im Riesengebirge 12-14 ºC) und für die Höhenlage relativ niedrige Jahresniederschlagsmengen (Maxima Juni-September) bis zu 1 160 mm (Schneekoppe) aus. Mit Ausnahme des Niederen Gesenkes sind die Sudeten waldreich (über 650 m über M. dominieren Fichten), oberhalb der Waldgrenze (bei 1 200 m über M.) liegen almwirtschaftlich genutzte Matten.
 
Die Sudeten sind ein wichtiges Kur- (Kurorte Bad Kudowa, Bad Reinerz, Bad Landeck), Erholungs-, Touristen- und Wintersportgebiet.
 
 
Seit dem 13. Jahrhundert siedelten die böhmischen Könige in den Randgebieten der Sudeten systematisch deutsche Bergleute und Bauern an. Die bäuerliche Besiedlung, überwiegend in der Form von Reihen- und Waldhufendörfern, war im Wesentlichen schon Ende des 13. Jahrhunderts abgeschlossen. Mit der Einwanderung der deutschen Bergleute (Edelmetallgewinnung) setzte die Entstehung von Bergbaustädten ein (Goldberg, Reichenbach [Eulengebirge], Schmiedeberg im Riesengebirge). Im Mittelalter entwickelte sich, ausgehend von den Städten des Vorlandes, die Weberei. Schon um 1500 bestanden auf dem Holzreichtum basierende Glashütten; im Hirschberger Kessel bildete sich eine bedeutende Papierindustrie heraus. Eine ebenfalls lange Tradition besitzen Porzellan- und die auf dem Anbau von Flachs beruhende Leinenindustrie (später ergänzt durch die Baumwollindustrie). Zunehmend bildete auch der Fremdenverkehr (Kurbetrieb, Wintersport) eine Erwerbsgrundlage. (Sudetendeutsche)
 

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Su|de|ten <Pl.>: Gebirge in Mitteleuropa.

Universal-Lexikon. 2012.

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